Michas Schraubereien

verschiedenste Gedanken meiner selbst.

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27 .Februar 2006

Bund für Gerechtigkeit - Zündstoff. Lesen!!

by @ 23:20. Filed under nachdenkliches.., politisches..., theologisches

Text eingeschränkt lizensiert unter Creative Commons-Lizenz Creative Commons License

Unter meinen Bloglesern sind ja einige, die sich mit den Themen “Christentum” und “soziale Gerechtigkeit” beschäftigen.

Nun ja.
Hier hab ich ein äußerst interessantes Dokument..
Es ist eine Erklärung der Generalversammlung des “Reformierten Weltbundes” (ca. 75 Mill Mitglieder.. geht auf Calvin, Zwingli & Co. zurück..)
ich kann diese Erklärung ohne mit der Wimper zu zucken unterschreiben.

deutsch: Bund für wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit ( pdf)
english: Covenanting for Justice in the Economy and the Earth (pdf)

Lesen, lesen, lesen!!
Und weiterschicken!

So.
Nun füge ich einen “more-tag” ein, damit die Startseite nicht überladen wird.
nach diesem “More-Tag” folgt der Text dieser Erklärung auf deutsch.. gecopypasted..

Reformierter Weltbund
24. Generalversammlung, Accra, Ghana
30. Juli – 13. August 2004
DOKUMENT 28-g1
DEUTSCH

Bund für wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit
(Covenanting for Justice in the Economy and the Earth)

Einleitung

1. Als Antwort auf den drängenden Appell der Mitgliedskirchen im Südlichen Afrika, die sich 1995 in
Kitwe trafen, und in Anerkennung der wachsenden Dringlichkeit, sich der globalen wirtschaftlichen
Ungerechtigkeit und ökologischen Zerstörung anzunehmen, forderte die 23. Generalversammlung
(Debrecen, Ungarn 1997) die Mitgliedskirchen des Reformierten Weltbundes auf, in einen Prozess der
„Erkenntnis, der Aufklärung und des Bekennens“ (processus confessionis) einzutreten. Die Kirchen
reflektierten über den Text aus Jesaia 58,6 „…sprengt die Ketten der Unterdrückung und das Joch der
Ungerechtigkeit, und lasst die Unterdrückten frei“; gleichzeitig hörten sie die Schreie ihrer Brüder und
Schwestern rund um den Erdkreis und wurden sich bewusst, in welchem Ausmaß die Schöpfung –
Gottes Geschenk – bedroht ist.

2. Seither veröffentlichten neun Mitgliedskirchen eine Glaubensverpflichtung (faith stance) zu diesem
Thema. Einige Kirchen befinden sich im Prozess auf diesen Bund hin und wieder andere haben sich mit
dem Thema beschäftigt und die Ernsthaftigkeit der Krise erkannt. Zudem führte der Reformierte
Weltbund in Partnerschaft mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen, dem Lutherischen Weltbund und
regionalen ökumenischen Organisationen in allen Regionen der Welt Konsultationen durch, von
Seoul/Bangkok (1999) bis Stony Point/USA (2004). Eine zusätzliche Konsultation mit Kirchen der
südlichen Hemisphäre fand in Buenos Aires (2003) statt, gefolgt von einer gemeinsamen Konsultation
von Kirchen des Südens und des Nordens in London Colney (2004).

3. Anlässlich der Generalversammlung des Reformierten Weltbundes in Accra/Ghana besichtigten wir die
Sklavenverliese von Elmina und Cape Coast, wo Millionen von Afrikanern und Afrikanerinnen
zusammengepfercht, verkauft und den Schrecken von Unterdrückung und Tod ausgesetzt wurden. Der
Aufschrei „nie wieder“ wird durch die Tatsache heutigen Menschenhandels und fortwährender
Unterdrückung durch das Weltwirtschaftssystem Lügen gestraft.

4. Heute sind wir bereit, eine Glaubensverpflichtung (faith commitment) einzugehen.

Die Zeichen der Zeit erkennen

5. Wir wissen, dass die Schöpfung noch immer seufzt, in Ketten liegt und auf Befreiung wartet (Röm 8,22).
Die Schreie der leidenden Menschen, aber auch die der Schöpfung selbst zugefügten Wunden sind eine
Herausforderung an uns.

6. Die Zeichen der Zeit sind alarmierender geworden und bedürfen der Interpretation. Die tieferen Wurzeln
der massiven Bedrohung des Lebens sind vor allem das Produkt eines ungerechten Wirtschaftssystems,
das mit politischer und militärischer Macht verteidigt und geschützt wird. Wirtschaftssysteme sind eine
Sache von Leben und Tod.

7. Wir leben in einer skandalösen Welt, die leugnet, dass Gottes Aufruf zum Leben allen Menschen gilt.
Das Jahreseinkommen der reichsten ein Prozent entspricht dem der ärmsten 57 Prozent und 24.000
Menschen sterben jeden Tag an den Folgen von Armut und Unterernährung. Die Schulden der armen
Länder nehmen weiter zu, obwohl sie ihre ursprünglichen Kredite mehrmals zurückgezahlt haben.
Kriege, die um Ressourcen der Erde geführt werden, fordern das Leben von Millionen und weitere
Millionen sterben an vermeidbaren Krankheiten. Die globale Pandemie von HIV/Aids greift in allen
Teilen der Welt tief ins Leben ein und trifft besonders die Ärmsten, wenn keine Generika verfügbar sind.
Die Mehrheit der Armen sind Frauen und Kinder und die Anzahl derer, die in absoluter Armut mit
weniger als einem Dollar pro Tag auskommen müssen, steigt ständig.

8. Die Politik ungehinderten Wachstums unter den Industrieländern und das Streben nach Gewinn
multinationaler Unternehmen haben die Erde ausgeplündert und die Umwelt schwer geschädigt. Im Jahr
1989 starb jeden Tag eine Tier- oder Pflanzenart aus; im Jahr 2000 war es bereits eine Art pro Stunde.
Klimatische Veränderungen, die Plünderung der Fischbestände, Entwaldung, Bodenerosion und die
Gefährdung der Trinkwasservorräte sind nur einige der verheerenden Folgen. Menschliche
Gemeinschaften werden auseinandergerissen, Lebensräume gehen verloren, Küstenregionen und die
pazifischen Inseln sind von Überschwemmungen und Stürmen bedroht. Hohe Radioaktivitätswerte
bedrohen Gesundheit und Umwelt. Lebensformen und kulturelles Wissen werden aus Gründen der
Gewinnsucht patentiert.

9. Diese Krise steht in direktem Verhältnis zur Entwicklung der neoliberalen wirtschaftlichen
Globalisierung, die auf folgenden Überzeugungen beruht:
• ungehinderter Wettbewerb, schrankenloser Konsum, ungebremstes Wirtschaftswachstum und
Anhäufung von Reichtum ist das Beste für die ganze Welt;
• Privatbesitz beinhaltet keine soziale Verpflichtung;
• Finanzspekulation, Liberalisierung und Deregulierung des Marktes, Privatisierung öffentlicher
Versorgungsbetriebe und nationaler Ressourcen, ungehinderter Zugang für ausländische
Investitionen und Importe, niedrigere Steuern und ungehinderter Kapitalverkehr schaffen Wohlstand
für alle;
• Soziale Verpflichtungen, der Schutz von Armen und Schwachen, Gewerkschaftsleben und
zwischenmenschliche Beziehungen sind dem Wirtschaftswachstum und der Kapitalakkumulation
untergeordnet.

10. Diese Ideologie, die von sich behauptet, es gäbe zu ihr keine Alternative, verlangt den Armen und der
Schöpfung unendliche Opfer ab und verspricht fälschlicherweise, die Welt durch die Schaffung von
Reichtum und Wohlstand retten zu können. Sie tritt mit dem Anspruch auf, alle Lebenssphären
beherrschen zu wollen und verlangt absolute Gefolgschaft, was einem Götzendienst gleichkommt.

11. Wir sind uns des ungeheuren Ausmaßes und der Komplexität dieser Situation bewusst und suchen keine
einfachen Antworten. Als Wahrheits- und Gerechtigkeitssuchende, die sich die Sichtweise der
Machtlosen und Leidenden zu Eigen machen, sehen wir, dass die gegenwärtige Welt-(Un)Ordnung auf
einem außerordentlich komplexen und unmoralischen Wirtschaftssystem beruht, dass von (einem)
Imperium verteidigt wird. Unter dem Begriff “Imperium“ verstehen wir die Konzentration
wirtschaftlicher, kultureller, politischer und militärischer Macht zu einem Herrschaftssystem unter der
Führung mächtiger Nationen, die ihre eigenen Interessen schützen und verteidigen wollen.

12. In der klassischen liberalen Wirtschaft besteht die Aufgabe des Staates darin, das Privateigentum und das
Einhalten der Verträge im Wettbewerb der Märkte zu schützen. Durch die Kämpfe der
Arbeiterbewegung begannen die Staaten, die Märkte zu regulieren und für die soziale Wohlfahrt der
Menschen zu sorgen. Seit den achtziger Jahren begann der Neoliberalismus durch die
Internationalisierung der Kapitalflüsse die sozialen Funktionen des Staates abzubauen. Nach neoliberaler
Anschauung besteht der Zweck der Wirtschaft darin, den Gewinn für Eigentümer von Produktions- und
Finanzkapital zu mehren, was dazu führt, dass die Mehrheit der Menschen ausgeschlossen werden und
mit der Schöpfung so umgegangen wird, als sei sie eine Handelsware.

13. Die Globalisierung der Märkte hatte auch eine Globalisierung der zu ihrem Schutz eingerichteten
politischen und rechtlichen Institutionen und Regelwerke zur Folge. Die Regierung der Vereinigten
Staaten von Amerika und ihre Alliierten bedienen sich – in Zusammenarbeit mit internationalen Finanzund
Handelsinstitutionen (Internationaler Währungsfonds, Weltbank, Welthandelsorganisation) –
politischer, wirtschaftlicher oder auch militärischer Bündnisse, um die Interessen der Kapitaleigner zu
schützen und zu fördern.

14. Wir beobachten also eine dramatische Konvergenz zwischen der Wirtschaftskrise einerseits, und dem
Integrationsprozess von wirtschaftlicher Globalisierung und Geopolitik andererseits, und dies vor dem
Hintergrund der neoliberalen Ideologie. Es handelt sich hier um ein globales System, das die Interessen
der Mächtigen verteidigt und schützt. Wir sind alle davon betroffen und keiner kann sich ihm entziehen.
In biblischen Begriffen wird ein solches System der Anhäufung von Reichtum auf Kosten der Armen als
Treuebruch gegenüber Gott angesehen, das verantwortlich ist für vermeidbares menschliches Leid und
Mammon genannt wird. Jesus sagte, wir könnten nicht zugleich Gott und dem Mammon dienen (Lk
16,13).

Bekenntnis des Glaubens (confession of faith) angesichts wirtschaftlicher Ungerechtigkeit
und ökologischer Zerstörung

15. Eine Glaubensverpflichtung (faith commitment) kann ihre Ausdrucksform gemäß der jeweiligen
regionalen und theologischen Tradition in unterschiedlicher Weise finden: als Bekenntnis (confession),
als gemeinsamem Akt des Bekennens (confessing), als Glaubenserklärung (faith stance) oder als einem
Akt der Treue (being faithful) gegenüber dem Bund Gottes. Wir haben das Wort Bekennen/Bekenntnis
(confession) gewählt, nicht im Sinne eines klassischen Lehrbekenntnisses (doctrinal confession) – denn
dazu ist der Reformierte Weltbund nicht befugt – sondern um auf die Notwendigkeit und Dringlichkeit
einer aktiven Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit, sowie auf den Appell von Debrecen
hinzuweisen. Wir laden die Mitgliedskirchen ein, sich unser gemeinsames Zeugnis anzueignen und sich
damit auseinanderzusetzen.

16. Vor dem Hintergrund unserer reformierten Tradition und der Erkenntnis der Zeichen der Zeit erklärt die
Generalversammlung des Reformierten Weltbundes, dass die Frage der globalen wirtschaftlichen
Gerechtigkeit eine für die Integrität unseres Gottesglaubens und unsere Nachfolgegemeinschaft als
Christinnen und Christen grundlegende Frage ist. Wir glauben, dass die Integrität unseres Glaubens auf
dem Spiel steht, wenn wir uns gegenüber dem heute geltenden System der neoliberalen wirtschaftlichen
Globalisierung ausschweigen oder untätig verhalten. Darum bekennen wir vor Gott und einander:

17. Wir glauben an Gott, den Schöpfer und Erhalter allen Lebens, der uns zu Partnerinnen und Partnern der
Schöpfung und Erlösung der Welt beruft. Wir leben unter der Verheißung, dass Jesus Christus
gekommen ist, damit alle Leben in Fülle haben (Joh 10,10). Gestärkt und geleitet vom Heiligen Geist
öffnen wir uns der Wirklichkeit der Welt.

18. Wir glauben, dass Gott über die ganze Schöpfung regiert. „Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist“
(Ps 24,1).

19. Darum sagen wir Nein zur gegenwärtigen Weltwirtschaftsordnung, wie sie uns vom globalen
neoliberalen Kapitalismus aufgezwungen wird. Nein aber auch zu allen anderen Wirtschaftssystemen, –
einschließlich der Modelle absoluter Planwirtschaft, – die Gottes Bund verachten, indem sie die
Notleidenden, die Schwächeren und die Schöpfung in ihrer Ganzheit der Fülle des Lebens berauben. Wir
weisen jeden Anspruch auf ein wirtschaftliches, politisches und militärisches Imperium zurück, das
Gottes Herrschaft über das Leben umzustürzen versucht, und dessen Handeln in Widerspruch zu Gottes
gerechter Herrschaft steht.

20. Wir glauben, dass Gott einen Bund mit der ganzen Schöpfung eingegangen ist (1 Mo 9,8-12). Gott hat
eine Gemeinschaft auf Erden ins Leben gerufen, die auf einer Vision der Gerechtigkeit und des Friedens
beruht. Der Bund ist eine Gnadengabe, die nicht auf dem Marktplatz käuflich ist (Jes 55,1). Er ist eine
Ökonomie der Gnade für den Haushalt der ganzen Schöpfung. Jesus zeigt uns, dass dies ein alle
einschließender Bund ist, in dem die Armen und Ausgegrenzten die bevorzugten Partner sind. Er ruft uns
dazu auf, die Gerechtigkeit gegenüber „seinen geringsten Brüdern und Schwestern“ (Mt 25,40) in den
Mittelpunkt der Gemeinschaft des Lebens zu stellen. Die ganze Schöpfung ist gesegnet und in diesem
Bund eingeschlossen (Hos 2,18ff).

21. Darum sagen wir Nein zur Kultur des ungebändigten Konsumverhaltens, der konkurrierenden
Gewinnsucht und zur Selbstsucht des neoliberalen globalen Marktsystems oder jedes anderen Systems,
das von sich behauptet, es gäbe keine Alternative.

22. Wir glauben, dass jede Wirtschaftsform zur Gestaltung des Lebenshaushaltes, wie er uns durch Gottes
Bund zur Erhaltung des Lebens geschenkt wurde, sich vor Gott zu verantworten hat. Wir glauben, dass
die Wirtschaft dazu da ist, um der Würde und dem Wohl der Menschen in Gemeinschaft im Rahmen der
Nachhaltigkeit der Schöpfung zu dienen. Wir glauben, dass wir Menschen berufen sind, uns für Gott und
gegen den Mammon zu entscheiden und dass das Bekennen unseres Glaubens ein Akt des Gehorsams
ist.

23. Darum sagen wir Nein zur unkontrollierten Anhäufung von Reichtum und zum grenzenlosen
Wachstum, die schon jetzt das Leben von Millionen Menschen gefordert und viel von Gottes Schöpfung
zerstört haben.

24. Wir glauben, dass Gott ein Gott der Gerechtigkeit ist. In einer Welt voller Korruption, Ausbeutung und
Habsucht ist Gott in einer besonderen Weise der Gott der Notleidenden, der Armen, der Ausgebeuteten,
der ungerecht Behandelten und der Missbrauchten (Ps 146,7-9). Gott fordert gerechte Beziehungen zu
allen Geschöpfen.

25. Darum sagen wir Nein zu jeder Ideologie und jedem wirtschaftlichen Regime, das den Profit über die
Menschen stellt, das nicht um die ganze Schöpfung besorgt ist und jene Gaben Gottes, die für alle
bestimmt sind, zum Privateigentum erklärt. Wir weisen jede Lehre zurück, die zur Rechtfertigung jener
dient, die einer solchen Ideologie im Namen des Evangeliums das Wort reden oder ihr nicht widerstehen.

26. Wir glauben, dass Gott uns dazu aufruft, uns an die Seite der Opfer der Ungerechtigkeit zu stellen. Wir
wissen, was der Herr von uns fordert, „das Gerechte zu tun, Liebe zu üben, und demütig zu sein vor
unserem Gott“ (Micha 6,18). Wir sind dazu aufgerufen, uns gegen jede Form der Ungerechtigkeit in der
Wirtschaft und gegen die Zerstörung der Erde zu wenden, damit „das Recht ströme wie Wasser und die
Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach“ (Amos 5,24).

27. Darum sagen wir Nein zu jeder Theologie, die den Anspruch erhebt, dass Gott nur auf der Seite der
Reichen stehe, und dass Armut die Schuld der Armen sei. Wir weisen jegliche Form der Ungerechtigkeit
zurück, die gerechte Beziehungen zerstört – Geschlecht, Rasse, Klasse, Behinderung, Kaste. Wir weisen
jede Theologie zurück, die vorgibt, menschliche Interessen dürften die Natur beherrschen.

28. Wir glauben, dass Gott uns dazu aufruft, die Schreie der Armen und das Stöhnen der Schöpfung zu
hören, und dem missionarischen Auftrag Jesu zu folgen, der gekommen ist, damit alle Leben haben, und
es in Fülle haben (Joh 10,10). Jesus bringt den Unterdrückten Gerechtigkeit und den Hungernden Brot;
er befreit die Gefangenen und gibt den Blinden das Augenlicht (Lk 4,18); er unterstützt und schützt die
Bedrängten, die Fremdlinge, die Waisen und die Witwen.

29. Darum sagen wir Nein zu jeder kirchlichen Praxis oder Lehre, die die Armen und die Bewahrung der
Schöpfung in ihrer Missionsarbeit nicht berücksichtigt, die deshalb denen, die „zu stehlen, zu schlachten
und umzubringen“ (Joh 10,10) kommen, Beistand leisten, statt dem „guten Hirten“ zu folgen, der für das
Leben aller gekommen ist (Joh 10,11).

30. Wir glauben, dass Gott alle Männer, Frauen und Kinder von überall her zusammenruft, sowohl Reiche
wie Arme, um die Einheit der Kirche und deren Mission aufrechtzuerhalten, damit die Versöhnung, zu
der Jesus uns beruft, sichtbar werden kann.

31. Darum sagen wir Nein zu jedem Versuch, im kirchlichen Leben Gerechtigkeit und Einheit voneinander
zu trennen.

32. Wir glauben, dass der Geist uns dazu aufruft, Rechenschaft für die Hoffnung abzugeben, die durch
Jesus Christus in uns ist, und zu glauben, dass Gerechtigkeit siegen und Frieden herrschen wird.

33. Wir verpflichten uns, einen globalen Bund für wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit im
Haushalt Gottes zu suchen.

34. In Demut bekennen wir diese Hoffnung, im Wissen, dass auch wir unter dem Gericht der Gerechtigkeit
Gottes stehen.
_ Wir sind uns der Mittäterschaft und Mitschuld derer bewusst, die, gewollt oder ungewollt, aus
dem gegenwärtigen neoliberalen Weltwirtschaftssystem Gewinn ziehen; wir erkennen, dass dies
sowohl auf Kirchen wie auf Mitglieder unserer eigenen reformierten Familie zutrifft, und wir
rufen deshalb zum Bekennen unserer Sünde auf.
_ Wir geben zu, dass wir in der Kultur des Konsumverhaltens, der konkurrierenden Gewinnsucht
und der Selbstsucht des gegenwärtigen Wirtschaftssystems gefangen sind. Allzuoft hat das auch
unsere eigene Spiritualität durchdrungen.
_ Wir bekennen unsere Sünde, dass wir die Schöpfung missbraucht haben und dass wir unsere
Aufgabe als Hüter und Bewahrerinnen der Natur verfehlt haben.
_ Wir bekennen unsere Sünde, dass die Zerrissenheit der reformierten Familie unsere Fähigkeit,
die Mission Gottes in ihrer Ganzheit auszuführen, beeinträchtigt hat.

35. Wir glauben, – im Gehorsam gegenüber Jesus Christus – dass die Kirche zum Bekenntnis, zum Zeugnis
und zum Handeln berufen ist, selbst wenn die Obrigkeit und das menschliche Gesetz dies verbieten
sollten und dies Bestrafung und Leiden nach sich ziehen kann (Apg 4,18ff). Jesus ist der Herr.

36. Wir schließen uns zusammen zum Lobe Gottes, Schöpfer, Erlöser und Geist, „der die Gewaltigen vom
Thron stößt und die Niedrigen erhebt, die Hungrigen mit Gütern füllt, und die Reichen leer ausgehen
lässt“ (Lk 1,52f).

Wir schließen einen Bund für Gerechtigkeit

37. Indem wir unseren Glauben gemeinsam bekennen, schließen wir einen Bund im Gehorsam gegen Gottes
Willen. Wir verstehen diesen Bund als einen Akt der Treue in gegenseitiger Solidarität und verlässlichen
Bindungen. Was uns verbindet, ist der gemeinsame Einsatz für wirtschaftliche und ökologische
Gerechtigkeit, sowohl in unserem uns allen gemeinsamen globalen Kontext als auch in unserem
jeweiligen regionalen und lokalen Umfeld.

38. Auf diesem gemeinsamen Weg haben einige Kirchen bereits ihre Verpflichtung in Form eines
Glaubensbekenntnisses (confession of faith) ausgedrückt. Wir bitten diese Kirchen dringend, ihr
Bekenntnis auf regionaler und lokaler Ebene in konkretes Handeln umzusetzen. Andere Kirchen, die sich
bereits auf diesen Prozess eingelassen und entsprechende Aktionen eingeleitet haben, bitten wir ernsthaft
um ein weiteres Engagement im Bereich der Aufklärung, des Bekenntnisses und konkreten Handelns.
Jene Kirchen, die noch am Anfang des Prozesses, nämlich des Erkennens stehen, bitten wir im Sinn
unserer gegenseitigen Verantwortung als Bundesschlusspartner, ihren Aufklärungsprozess zu vertiefen
und die Frage eines Bekenntnisaktes (confession) zu erwägen .

39. Die Generalversammlung ruft die Mitgliedskirchen des RWB auf der Grundlage dieser
Bundespartnerschaft auf, die nicht ganz einfache, prophetische Aufgabe zu übernehmen, ihren
Ortsgemeinden den Sinn dieses Bekenntnisses (confession) zu vermitteln und zu interpretieren.

40. Die Generalversammlung bittet die Mitgliedskirchen des RWB, dieses Bekenntnis (confession)
umzusetzen und sich die Empfehlungen des Ausschusses für öffentliche Angelegenheiten über
wirtschaftliche Gerechtigkeit und ökologische Fragen anzueignen.

41. Die Generalversammlung beauftragt (commits) den Reformierten Weltbund, sich zusammen mit anderen
Gemeinschaften (communions), – der ökumenischen Gemeinschaft, der Gemeinschaft anderer
Religionen, Bewegungen der Zivilgesellschaft und Volksbewegungen, – für eine gerechte Wirtschaft und
die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen und ruft unsere Mitgliedskirchen auf, das Gleiche zu tun.

42. Abschließend erklären wir mit Nachdruck, dass wir uns verpflichten, unsere Zeit und unsere Energie
darauf zu verwenden, die Wirtschaft und die Umwelt zu verändern, zu erneuern und wiederherzustellen
und damit das Leben zu wählen, auf dass wir und unsere Nachkommen leben können (5 Mo 30,19).

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