Michas Schraubereien

verschiedenste Gedanken meiner selbst.

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9 .Januar 2006

Heimatliebe 2.3a: Entfremdung. (de Krippelkiefern “Laabn in ner fremdn Stadt”

by @ 09:19. Filed under Serien, heimatliebe, nachdenkliches.., politisches...

Text eingeschränkt lizensiert unter Creative Commons-Lizenz Creative Commons License

Eigentlich wollte ich in dieser Serie nur so mal zwischendurch einen Liedtext einfügen..
..inzwischen besteht die Serie fast nur aus Liedtexten irgendwelcher Leute.

Nun ja.
Bald gibts wieder einen “Eigenbeitrag” aus eigener Feder bzw. von eigener Tastatur.

(wieder erst erzgebirgisch, dann deutsche ÜS.. beides ist nachzulesen unter angegebenem Link..)


Laabn in ner fremdn Stadt

Laabn in ner fremdn Stadt, ganz allah, des is schwer.
Laabn in ner fremdn Stadt, mer fiehlt sich einsam un leer.
Mer denkt oft zerick, wies frieher mol war.
Wu de Haamit noch Haamit un nischt annerscht sinst war.

Aaneneinzich im Winter
fängt die Trauergeschicht a.
Do verlor dr Klaus-Ginther
senn Job als Bergmaa.
Er hat viel gerackert im finsteren Schacht,
doch do kam de Treihand un hot dichtgemacht.
E Gewerkschaftsvertreter aus Kulmbach war drbei.
Der tat viel erzähln, wie schieh de Freiheit doch sei.
Ja, jetzt isser frei, dr Ginther, Fraa un Kinner sei fort.
Ohne Kuhln durchn Winter, statt im tiefn Stolln vor Ort.

Laabn in ner fremdn Stadt, ganz allah, des …

Is Heisl ging fleten,
des gehert jetzt der Bank.
Ner e paar Ablaßkreten,
e Schalle Spackfett im Schrank.
ABM tat er machen, doch e Gahr gieht schnell vorbei.
Do gibts nischt ze lachen, dr Ginth is nu frei.
Mit de Kumpeln am Stammtisch, die Zeit is lang vorbei.
Die een, die sei tappisch, de annern traun sich nimmer nei.
Un die paar, die noch komme, mit danne redt er net.
Die sung ner paar Dumme fier ihr Nazi-Bankett.

Laabn in ner fremdn Stadt, ganz allah, des …

Is Arbeitsamt war findig,
denn er war gruß un stark,
Bei Huber & Windig,
de Stund fier zwelf Mark.
Aufm Bau driebn in Frankfurt, des is fei kaah Gald.
Er mußt von drham fort, naus in de fremde Walt.
Doch is Reißen im Ricken un de kaputtn Kniescheibn,
Kaah Arzt kah des Flicken, do hilft bluß Krankschreibn.
Doch Huber & Windig, danne kimmerts en Draack,
Die ham ne gekindicht un de Arbit war wag.

Laabn in ner fremdn Stadt, ganz allah, des …

Nu sitzt’r do driem in der Grußstadt allah,
Un wär doch su gerne, bei senn Kind un dr Fraa.

—–
Leben in einer fremden Stadt

Leben in einer fremden Stadt, ganz allein, das ist schwer.
Leben in einer fremden Stadt, man fühlt sich einsam und leer.
Man denkt oft zurück, wie es früher einmal war.
Wo die Heimat noch Heimat und nichts anderes sonst war.

Einundneunzig im Winter
fängt die Trauergeschichte an.
Da verlor der Klaus-Günther
seinen Job als Bergmann.
Er hat viel gearbeitet im finsteren Schacht,
doch da kam die Treuhand und hat dichtgemacht.
Ein Gewerkschaftsvertreter aus Kulmbach war dabei.
Der tat viel erzählen, wie schön die Freiheit doch sei.
Ja, jetzt ist er frei, der Günther, Frau und Kinder sind fort.
Ohne Kohlen durch den Winter, statt im tiefen Stollen vor Ort.

Leben in einer fremden Stadt, ganz allein, das …

Das Häuschen ging flöten,
das gehört jetzt der Bank.
Nur ein paar Ablaßkröten (Ablaßpfennige),
eine Schale Spackfett im Schrank.
ABM tat er machen, doch ein Jahr geht schnell vorbei.
Da gibt es nichts zu lachen, der Günth ist nun frei.
Mit die Kumpel am Stammtisch, die Zeit ist lang vorbei.
Die einen, die sind ungeschickt, die anderen trauen sich nicht mehr herein.
Und die wenigen, die noch kommen, mit denen redet er nicht.
Die suchen nur ein paar Dumme für ihr Nazi-Bankett.

Leben in einer fremden Stadt, ganz allein, das …

das Arbeitsamt war fündig,
denn er war groß und stark,
Bei Huber & Windig,
die Stunde für zwölf Mark.
Auf dem Bau drüben in Frankfurt, das ist wirklich kein Geld.
Er mußte von zu Hause fort, hinaus in die fremde Welt.
Doch das Reißen im Rücken und die kaputten Kniescheiben,
Kein Arzt kann das reparieren, da hilft nur Krankschreiben.
Doch Huber & Windig, denen kümmert es nicht,
Die haben ihm gekündigt und die Arbeit war weg.

Leben in einer fremden Stadt, ganz allein, das …

Nun sitzt er da drüben in der Großstadt allein,
Und wäre doch so gerne, bei sein Kind und der Frau.

zu Teil 3.1 meine Heimat .. wer bin ich?>>

<<zu Teil 2.3: Das Weihnachtoratorium der “Krippelkiefern”
<<zu Teil 2.2a. Arthur Schramm
<<zu Teil 2.2 Anton Günther
<<zu Teil 2.1 Zwischenspiel “Erzgebirge”

<<zu Teil 1. Einleitung. “Anlichteln”

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